Die barinistische Gesellschaft

Der Barinistische Oblastenverbund (БСО) ist ein Zusammenschluss einer Vielzahl von Bunkerstädten und Sowchosen, welche zentral von der Parteiführung in PO-B01 Baringrad regiert wird.

Das hiesige Leben ist maßgeblich geprägt von der ungleichen Versorgungslage: Während rund um die Produktionsstätten und Bunker das Leben floriert und die Geburtenrate explodiert, ist es in den entlegenen Stützpunkten ein zäher, von Entbehrung geprägter Kampf gegen den immer fortwährenden Mangel. Obwohl die Barinistische Ideologie eine klassenlose Gesellschaft vorsieht, die allen Bürgern dieselben Möglichkeiten einräumt, sind in der Realität die individuellen Lebensumstände für den eigenen Wohlstand entscheidend.

Barins Ziel ist es, dies zu ändern. Deshalb finden besonders die Ödlandsiedlungen und Grenzgebiete in seinem Zwei-Punkte-Plan Zuwendung. Hierzu bedarf es jedoch zunächst einer gut funktionierenden Logistik. Und von dieser ist die derzeitige Realität mehr als entfernt.

Das Barinistische Einflussgebeit ist in durchnummerierte Oblasten (vgl. Landkreise) unterteilt.
Bei der „Postleitzahl“ der Oblasten wird zwischen dem Heimatbgebiet „Rodyna“ (Abkürzung kyrr. „Р“), dem Westen „Zapad“ (Abkürzung kyrr. „З“) und dem Osten „Vostok“ (Abkürzung kyrr. „В“) unterschieden. Weiterhin ist die Art der Siedlung – Bunker, Truschóba (Slum) oder Sowchose (Dorf) für die Bennung des Ortes entscheidend.
Über den Daumen gepeilt gilt hierbei: Je niedriger die Zahl eines Ortes, desto näher an der Zentralverwaltung der jeweiligen Gebiete,  je höher, desto weiter im Nirgendwo. Wenn du deinen Charakter erstellst, wird es also einen elementaren Unterschied machen, wo er oder sie aufgewachsen ist!

Die Bunker – Triebwerke des Barinismus

Sie waren der Ausgangspunkt der gesamten heutigen barinistischen Gesellschaft und stellen noch immer deren pulsierende Herzstücke dar. Hier blühen Forschung, Industrie und auch Produktion in unterirdischen Laboren und Fertigungsanlagen. Aus den Führungsebenen heraus wird die gesamte Umgebung samt ihrer Logistik gelenkt und verwaltet.

Hier unten geht das Leben nach den alten Plänen. Die Führung ist strikt, alles ist geregelt: Wann der Bewohner geweckt wird, wann und was er isst, wann er zur Arbeit geht und welchem Beruf er nachgeht, wann er Freizeit hat, welche Unterhaltungsangebote er wahrnimmt, wann er schläft. Die Zahl der Geburten wird kontrolliert, Kinder von frühstem Alter an in barinistischen Bildungsanlagen geprägt und geschult: Da ist die Frühförderung, der Kindergarten, die Volksschule, die Berufs- und die Oberschule. Die späteren Berufe werden je nach Bedarf der Gesellschaft auf Empfehlung des Lehrpersonals durch die Bunkerverwaltung zugeteilt.

Nach barinistischem Ideal hat der Bunkerbewohner kein Recht auf Selbstbestimmung. Er lebt für die Gesellschaft und bekommt seinen Lebenszweck darin eisern zugewiesen. Regimekritiker sind in diesem ausgefeilten Bildungssystem selten und werden zuverlässig aussortiert.

Da die Bunker jedoch überfüllt und am Ende ihrer Kapazitäten sind, werden aus jeder Sparte die fähigsten Arbeiter bestimmt und mitsamt ihrer Familien zwangsweise an die Oberfläche versetzt, um die Wirtschaft dort voranzutreiben und die barinistische Überzeugung der Oberflächenbewohner zu festigen. (Dieses System hatte nach seiner Einführung eine regelrechte Leistungsdepression zur Folge, da Bunkerbewohner infolgedessen leidlich vorsichtig damit wurden, sich positiv hervorzutun.)

Weiterhin soll in der Jugend über eine verpflichtende Pioniersbewegung Begeisterung für die Oberfläche geweckt werden. Verkleidet als spannende Abenteuer werden Fahrten an die Oberfläche unternommen und wesentliches Wissen über das Überleben an selbiger vermittelt.

Tipp: Wenn du deinem Heimatbunker bei der Charaktererstellung einen Namen geben willst, verpasse ihm einfach eine zufällige Zahl und das Kürzel „Б“, zB.: PO-Б43 (Oblast Rodyna (=Heimatgebiet), Bunker 43). Denk dran: je höher die Zahl, desto abgelegener der Ort, je kleiner, desto zentraler.

Truschobi – der blühende Moloch der Slums

Im Orbit der Bunker haben sich völlig überbevölkerte Ringe gebildet, die sich von der funktionierenden Logistik und guten Versorgungslage der Bunker nähren. Hier drängen sich ärmliche Hütten aus Ödlandschrott und Abfall so dicht aneinander, dass das Netzwerk aus Gassen dazwischen so düster und undurchdringlich ist, dass nicht einmal die überwachende KFB sie kontrollieren kann. Es ist ein Moloch, der den unterschiedlichsten Metiers, Herkünften und Gesinnungen Nährboden gewährt.

Die Gesellschaft der Truschobi rund um die Bunkereingänge ist verarmt und verroht. Die staatliche Einwohnerüberwachung, die Geburtenkontrolle, die Ausbildungsinstitutionen greifen hier nicht sonderlich gut. Obwohl jedem Kind ein Platz in den Betreuungs- und Schulanlagen der Bunker zugesprochen wird, kann niemand kontrollieren, ob dieses Angebot auch wahrgenommen wird. Die Jugend ist völlig ungelenkt. Schwarzmarkt und Kriminalität florieren, die Überwachung durch die KFB ist geprägt von Korruption und harter Gewalt.

Obwohl das Chaos der Truschobi regimefeindlichen Organisationen besten Unterschlupf gewährt, ist der überwiegende Teil der Gesellschaft von der Ideologie der Bunker absolut überzeugt. Schließlich stellen die Bunker ein feistes, großartiges Mekka dar, das die Existenz sichert.

Mit Stacheldraht und Überwachungstürmen hat man versucht, die Truschobi an ihrer weiteren Ausbreitung zu hindern – jedoch leidlich erfolglos.

Von Barinisten anderer Herunft wird das Wort „Truschobnik“  hinter vorgehaltener Hand gerne mit einer gewissen Abfälligkeit zu verwendet. Das sind Assoziale! Zumindest aus Sicht der echten Bunkerbewohner und den Residenten der Sowchosen. Denn in den Truschobis gelandet sind nun mal all jene Siedler, die zu „feige für’s Ödland waren“ und in die Bunker zurück wollten. Und Bunkernik-Sicht sind das alles natürlich unorganisierte, schmutzige, Kriminelle.

Dass das seit Barins Truschoba-Reform schon lange nicht mehr der Fall ist, da die Truschobi mittlerweile ein nicht mehr weg zu denkender, florierender Wohn- und Wirtschaftsraum eines gewissen, ganz normalen Mittelstands ist, ist ziemlich egal; der schlechte Ruf der anfänglichen Chaosjahre nach der Bunkeröffnung ist geblieben!

Tipp: Wenn du deiner Heimat-Truschoba bei der Charaktererstellung einen Namen geben willst, verpasse ihr einfach das Kürzel „T“ mit einer zufällige Zahl, zB.: PO-T14 (Oblast Rodyna (=Heimatgebiet), Truschoba 14). Die Truschoba sind zumeist nach dem Bunker benannt, um den sie gewachsen sind. Die Herkunft aus einer Truschoba eignet sich übrigens besonders gut für Partisanen!

Die Sowchosen – einfaches Leben im Nirgendwo

Fernab der Bunker, im ständigen Kampf mit den Widrigkeiten des Ödlands, hat sich eine eigene Mentalität entwickelt. Der Sowchosen-Siedler ist zäh und bodenständig. Er arbeitet hart, ist gezeichnet vom harschen Klima und den Entbehrungen des Ödlandes.

Die Sowchosen sind immer Produkte einer Planwirtschaft; ihre Standorte sind zuvor durch die Regierung auf Fruchtbarkeit, Rohstoffvorkommen und Wirtschaftlichkeit überprüft worden. Dadurch geht die gesamte Bevölkerung einer Siedlung meist demselben Beruf nach; sei es Viehzucht, Ackerbau, Bergbau, Raffinerie, Rohstoffförderung – ja, sogar ganze Fabriksiedlungen gibt es.

Das Herz jeder Sowchose stellt ein barinistisches Verwaltungsgebäude dar. Auch hier werden Bevölkerung, Geburten und die Erträge der Umgebung streng erfasst. Der Großteil der Sowchosenbevölkerung besteht aus Zwangsausgesiedelten und deren Nachkommen. Nichtsdestotrotz zieht die geregelte (wenn auch nur mäßig funktionierende) Logistik auch heimatlose Ödländer an. Der Bürgerstatus ist ein erstrebenswertes und lohnenswertes Gebilde, verspricht er doch ein grundlegendes Auskommen, sowie eine Verwaltung, die gesundheitliche Versorgung, grundlegende Bildung und staatlichen Schutz sicherstellt.

Aufgrund der langen Kommunikationswege zu den übergeordneten zentralen Bunkerverwaltungen ist die Langsamkeit der Sowchosenbehörden allerdings legendär. Das undurchdringliche bürokratische Wirrwarr der Antrags- und Formularskultur macht es nicht unbedingt einfacher, da es für übersichtliche Bunkeranlagen konzipiert ist, nicht für ein Ödland voller unvorhergesehener Ereignisse.
“Mangels eines Formulares für durch Ödlandgewitter verursachte Schäden fürchte ich, dass ich den Wiederaufbau Ihres Daches leider nicht nicht genehmigen kann.”, ist ein in ländlichen Behörden durchaus plausibler Satz.

 

 

Der Praporschtschik des Satnik macht eine Durchsage an die Bevölkerung von Kalinsk.
Der Stabstechniker von Kalinsk während einer beinharten Partie Funkschach

 

 

Dank den sehr übersichtlichen Ausmaßen der Sowchosen ist die allgemeine Stimmung jedoch familiär – man kennt einander, hat dasselbe zu erdulden. Und so säuft der hier stationierte KFB-Armist mit Arbeiter und Nährmittelproduzent am selben Tisch. Für Kriminalität oder große Gedanken zum Regime hat man eigentlich wenig Hirnschmalz übrig. Man nimmt die Dinge, wie sie kommen. Denker und Intellektuelle sucht man vergeblich. Zwar gibt es Schulgebäude und eine Schulpflicht, doch diese dienen lediglich dazu, den Nachwuchs zu fähigen und von der barinistischen Ideologie überzeugten Arbeitern zu formen, nicht etwa, sie das eigenständige Denken, Philosophieren oder die höheren Künste zu lehren.

Um die Produktion anzukurbeln und den Siedler bei Laune zu halten, werden für jede Kleinigkeit großangelegte Wettbewerbe aufgezogen. Sei es der größte Kürbis, die Ziege mit der höchsten Milchleistung, die höchsten Abbau- und Produktionszahlen – für eigentlich alles gibt es Auszeichnungen. Und da sonst wenig passiert, sind die Wettbewerbe Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens.

Einzig übertroffen werden diese Anlässe von Sportereignissen. Selbstverständlich hat jeder Siedler, der etwas auf sich hält, seinen Lieblingsverein, dessen Ehre er im Zweifel wohl bis in den Tod verteidigen würde. Von Lokomotivu Linija, dem ungeschlagenen Meister der ersten Liga, bis zu Sparta Shestnazat – für jeden ist etwas dabei. Aufgrund der mangelhaften Logistik werden Sportturniere jedoch keineswegs von Angesicht zu Angesicht ausgetragen – sondern per Funk. Nimmt es da wunder, dass es sich bei dem unumstößlichen Volkssport Nummer um nichts anderes als Schach handelt?

Obgleich manche den Bunkerbewohnern ihr behütetes Leben wohl neiden, so fühlt sich der Siedler diesem doch überlegen. Und am Tisch bei Vodka und Akkordeonmusik erzählt man sich Witze über verweichliche Bunkerratten und Gruselgeschichten von den mutierten Bären der düstren, toten Wälder.

Tipp: Wenn du deiner Heimat-Sowchose bei der Charaktererstellung einen Namen geben willst, verpasse ihr einfach das Kürzel kyrr. „C“ mit einer zufälligen Zahl, zB.: ЗO-C67 (Oblast Zapad (=Westgebiet), Sowchose 67).