Realistischste NERF gun! Bolt-Action Repetiergewehr Mosin Nagant Selbstbau Anleitung

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Einleitung: Der Weg zum realistischsten NERF Repetierblaster

Viele kennen das Problem: Dartblaster, die (mit wenig Modding-Aufwand) möglichst echt aussehen und funktionsgleich zum Original sind, gibt es fast keine. Dabei könnte es so einfach sein: Besonders rein mechanische Kniften wie Repetiergewehre und Schrotflinten wären rein technisch kein Problem. Modelle wie die Buzzbee Hunter laden jedoch nur einen Schuss oder haben völlig unsinnige Proportionen. Deshalb habe ich viel Forschungs- und Entwicklungszeit darauf verwendet, einen möglichst simplen Selbstbau zu konzipieren, der echt aussehen, möglichst originalgetreu funktionieren und in einem NERF-Gefecht Leistung bringen soll, aber fürs LARP eben auch nicht zu viel Blei in die Heide befördert. Nebenbei ist das Gewicht, das „Feeling“ des Holzes und der Metallteile und die Stabilität dieser Knifte (kannste ne Tür mit einschlagen) auch ein extremer Mehrwert in Puncto Immersion und Nutzbarkeit.

Hier ist jetzt die Grob-Anleitung. Natürlich funktioniert das Prinzip dieser Anleitung auch für alle anderen Modelle wie den Karabiner 98, Lee Enfield, Springfield, alle möglichen Jagdgewehre und auch modernere Varianten.

Grob-Anleitung deshalb, weil der Bau recht komplex ist, auch wenn ihr euch viele Tests und Fehler ersparen könnt, die ich machen musste. Es ist also kein Step-by-Step Guide mit genauen Bemaßungen, sondern vielmehr ein Ablaufplan. Ich berücksichtige also nicht jede Entgratung, Anpassung et cetera. Ebenso enthält die Materialliste keine Detailangaben, da dies den Rahmen dieses Blogs sicher sprengen würde. Wenn du diesen Bau wagen möchtest, solltest du über ein Mindestmaß an handwerklichen Fähigkeiten, optimalerweise eine handwerkliche Ausbildung verfügen und viel Frustrationsresistenz verfügen.

Materialliste

  • NERF Sharpfire (Oder Snapfire für kürzeren Hubweg *UNGETESTET*)
  • Tuning-Feder für NERF Sharpfire
  • Originalschaft (z.B. Mosin Nagant)
  • Messingrohre: KS 140, KS 141, KS 142
  • T-Verbindungsstück aus Kupfer 16 mm
  • Kupfer- oder Messingrohr für Repetierhebel
  • Kugelendstück für Repetierhebel
  • 1m Kupferrohr ca. 18 mm
  • Schraubmuffe ca. 30mm

Werkzeugliste

  • Metallsägen
  • Metallfeilen
  • Holzraspel
  • Schraubenzieher
  • Klebeband
  • Bohrmaschine
  • Dremel
  • Schleifblock / Schleifpapier
  • Lötkolben
  • Heißklebepistole
  • Zwei-Kompentenkleber (Epoxidharz)
  • Die Fähigkeit, alle diese Werkzeuge halbwegs fachgerecht zu bedienen

Bauzeit: Ca. 3 Tage

Wenn ihr alles vorbereitet habt, könnt ihr loslegen. Dabei ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll, den Bau in drei Phasen zu unterteilen und jeder Phase etwa einen Tag zuzurechnen.

Die realistischste NERF Mosin Nagant in drei Phasen selber bauen:

  1. Den Blaster modden
  2. Schaft anpassen und Außenlauf herstellen
  3. Optisches Tuning

Phase 1: Den Blaster modden

NERF Sharpfire mit Leistungsmod (Feder/AR), Brass Breech und individuellem Repetierhebel.

Ihr beginnt mit dem Blaster. Da ich eine Sharpfire verwendet habe, bleibe ich bei dem Beispiel. Bedenkt, dass alle Blaster aus Sharpfire und Snapfire zu breit sind, um in einen echten Schaft zu passen, daher ist die Auswahl auf die beiden begrenzt. Viele Blaster erlitten den Tod um uns diese Information zu bringen. Der Feder-Mod ist sehr einfach durchzuführen. Hinten die vier Schrauben abschrauben, alte Feder raus, neue Feder rein. Dann erfolgt der Brass Breech, bei dem ihr auch den Air Restrictor entfernt. Aus dem größten Messingrohr wird am Ende der bewegliche Teile des Verschlusses, der mit dem Repetierhebel bedient wird. Die Länge müsst ihr so bemessen, dass ihr den Blaster komplett spannen könnt. Den Repetierhebel am besten aus Kupfer oder Messing machen, damit dieser eingelötet werden kann. Die von mir verwendete Rohrschelle ist eine schlechte Lösung, da sie nicht langfristig stabil ist. Ich musste später zusätzlich einkleben, was so nah am Verschluss und bei beweglichen Teilen sehr riskant ist. Woher ihr eine Kugel für das Ende bekommt, überlass ich eurer Fantasie. Habt einfach ein offenes Auge für Zweckentfremdungen, wenn ihr im Baumarkt seid 😉

Hierbei wichtig zu beachten: Bedenkt eine kleine Zugabe für den Repetierhebel, da dieser logischerweise nicht in den Zylinder geschoben werden kann!

Aus dem nächstkleineren Stück Messingrohr macht ihr die Dartkammer und das Inline-Magazin. Das bedeutet, dieses Stück muss etwas mehr als 4 Dartlängen lang sein. Mit dem Dremel schneidet ihr außerdem die Ladeöffnung hier hinein. Diese sollte die Hälfte einer Dartlänge oder etwas mehr aufweisen.

Hierbei wichtig zu beachten: Die Öffnung so positionieren, dass sie nur bei offenem Verschluss (Repetierhebel hinten) sichtbar ist! Beim nach-vorne-repetieren muss sich der bewegliche Teil komplett, mit mindestens 1 cm Überstand (damit es Luftdicht schließt!), über das Fenster schieben. Die Länge so bemessen, dass beim Repetieren das Dartkammer-Rohr nicht aus dem Repetier-Rohr herausrutschen kann! Das heißt, auch bei offenem Verschluss liegt das Dartkammer-Rohr immer noch im Repetier-Rohr.

Blick in das Inline-Magazin bei geöffnetem Verschluss.

Jetzt folgt die Engstelle aus dem kleinsten Messingrohr. Ein Dart passt hier nur gerade so herein und kann sich von allein nicht mehr bewegen. Beginnt mit einer Länge von 2 Dartlängen. Dann müsst ihr die perfekte Länge durch testen bestimmen. Das heißt, ihr befüllt euer Magazin bei jedem Test komplett (die Füllmenge beeinflusst die Schussenergie, daher muss sie gleich sein um einen Vergleichbarkeit herzustellen). Dann schießt ihr das Magazin leer und nehmt die Ergebnisse auf. Habt ihr am Anfang Leerschüsse, ist euer Engpass zu lang: Die Energie eines Schusses reicht nicht, um über die Reibung im engen Rohr hinweg zu kommen. Um nicht Zentimeter für Zentimeter testen zu müssen, könnt ihr beim ersten Schuss messen, wie tief der vorderste Dart im Engrohr vordringt bevor er stecken bleibt. Bis dahin könnt ihr also mindestens kürzen. Ich vermute, knapp über einer Dartlänge liegt der Sweet Spot. Ist die Engstelle zu lang, habt ihr Leer- und Doppelschüsse. Am Anfang Leerschüsse, da der erste Dart erst bis zur Mündung kommen muss, später Doppelschüsse, wenn gleich mehrere Darts in der Engstelle liegen. Arbeitet hierbei genau. Ich muss diesen Schritt auch nochmal wiederholen…

 

Wenn am Ende alles passt, säbelt ihr mit Dremel oder Säge alles überflüssige an der Sharpfire ab, bis ihr nur noch 2 Schrauben übrig habt, die das Ganze zusammenhalten. Am Abzug sägt ihr den langen Bögel, der nach vorne steht ab. Bei stärkeren Federn kann dieser den Abzug blockieren, sodass der Federstift nicht ausreichend eingezogen werden kann, um den Plunger freizugeben. In meiner Variante habe ich noch ein Stück von dem vorderen Chassis an der Sharpfire gelassen, weil ich das optisch ganz hübsch fand. Mit einem Lauf, der bis zum Zylinder ginge (s. Phase 2: Lauf herstellen) wäre das aber überflüssig bis hinderlich. Am Ende des Tages bleibt von der Sharpfire nicht viel übrig, denn wir wollen sie nur für ihre lebenswichtigen Organe: Cylinder, Plunger, Trigger.

 

Pro-Tipp: In die Zylinderendkappe (die mit den 4 Schrauben!) mittig eine Bohrung setzen, damit mehr Luft entweichen kann. Kann hier nicht genug Luft entweichen, kann es bei stärkeren Federn zu einem Vakuum kommen, dass euren Plunger ausbremst!

Pro-Tipp 2: Das vordere Ende des Zylinders sowie die beweglichen Teile großzügig mit Vaseline oder Silikonfett bestreichen. Das verringert Verschleiß und erhöht Leistung (Silikonfett) und dichtet zusätzlich ab (vor allem die Vaseline)

Auf die Details des Moddings gehe ich hier nur sehr oberflächlich ein. Es gibt tolle Videos auf Youtube, welche die Spring mod, Brass Breech mod etc. exzellent illustrieren.

Der Trigger der Sharpfire. Der vordere Bügel ist abgesagt, und eine Verlängerung aus Aluminium mit Kabelbindern angesetzt (dafür Furchen einfeilen!). Ohne die Verlängerung würde der Abzug nicht bis unten aus dem Schaft reichen.
Die finale Verschlusseinheit.

 

Phase 2: Schaft anpassen und Außenlauf herstellen

 

Anpassung des Schaftes

Das fertige Gewehr komplett zerlegt in seine Baugruppen. Zusammenbau in einer Minute.

Bei der Schaftanpassung müsst ihr vor allem viel Material wegstemmen, raspeln oder was euch eben am besten liegt, damit hinterher die Reste der Sharpfire hineinpassen. Am vorderen Teil musste ich nichts ändern, mein Außenlauf hat hier sehr gut hineingepasst. Je nach Schaft müsst ihr euch natürlich auch überlegen, wie ihr euren Aufbau aus NERF, Schaft und Außenlauf befestigt. Das Ganze sollte unbedingt zerlegbar bleiben! Ich habe die 30mm Schraubmuffe von unten durchbohrt und das Ganze wird mit einer einzigen Schraube durch den Schaft (diese Bohrung dient auch dem originalen Mosin Nagant als Befestigung für den Verschluss) an Ort und Stelle gehalten. Hinten füge ich, wenn alles fertig ist, einen Kabelbinder über den Zylinder hinzu, um ganz sicher zu gehen. Die Reste des Griffs der Sharpfire liegen hinten perfekt an, sodass auf diese Weise alles an Ort und Stelle bleibt.

 

Herstellung des Außenlaufes

Blick über den Lauf mit recht authentischem Visierbild.

Den Lauf habe ich aus einem Stück Kupferrohr aus dem Baumarkt gemacht. Da gibt es auch ganz günstig Stahlrohre, aber wenn ihr keine Möglichkeit zum Schweißen habt empfehle ich Kupfer und Messing, da sich diese Werkstoffe recht stabil zusammenlöten lassen…des kleinen Mannes schweißen, schätze ich. Jedenfalls habe ich einen etwa 1 cm breiten Ring von dem Rohr abgesägt, einmal durchgebohrt und einen abgeknipsten Dachnagel hindurchgesteckt. Wer es noch nicht ahnt: Das wird das Korn mit Kornsockel bzw. Schlagschutz. Anschließend die beiden Flächen anfeilen, wo beides aufeinander liegen soll, und dann sehr großzügig festlöten. Die Kimme sollte aus einem kleinen Blechstreifen (ebenfalls Messing/Kupfer) gemacht werden. Einfach mit bspw. einer Dreikantfeile die Kimme einfeilen, das Ganze etwas nach oben biegen, das Visierbild prüfen und anschließen die Rohrfläche anfeilen und wieder großzügig löten. Mein Lauf beginnt dummerweise erst nach dem Verschluss. Besser ist es, wenn der Lauf bis zum Zylinder der Sharpfire führt und derart ausgesägt (Dremel) wird, dass er auch die Laufmöglichkeiten des Repetierhebels vorgibt. Bei mir ist der „freischwebend“. Das führt zwar zu keinerlei Problemen, der längere Lauf wäre aber sicher hübscher und vielleicht auch ein Stück weit stabiler. Wenn alles exzellent passt, und die Knifte einwandfrei schießt (testen!), klebt ihr den Messinglauf in den Außenlauf ein. Wenn euch dabei Kleber irgendwohin tropft, wo er nicht hingehört, könnt ihr das Ganze wegschmeißen und von vorne beginnen.

 

 

 

Phase 3: Optisches Tuning

Blick von oben in den fertigen Schaft. Man sieht die Holzblende an der Unterseite mit Langloch für den Abzug sowie den Fake-Magazinkasten mit Milliput (gelb).

In die Unterseite der Verschlusses (beim Abzug) ein Stück Holz mit einem Langloch einsetzen, damit es unten einen Abschluss gibt, man nicht von unten in den Verschluss reinblicken kann und der Abzug eine klare Führung hat. Die Verlängerung des Abzugs neigt sonst zu seitlichen Ausreißern.

Den Magazinkasten habe ich aus einem sehr stark gemoddeten, mit Milliput aufgefülltem Buzzbee-Magazin gemacht, er kann aber auch beliebig anders hergestellt werden. Dann müsst ihr den Metallbügel in Form biegen. Am besten aus (dünnem! max 4mm) Stahlblech, ich habe Alu genommen, welches aber nicht so biegbar ist und daher mehr Erfahrung benötigt, um nicht zu brechen. Wenn die Form perfekt anliegt, an den Enden durchbohren und fest verschrauben.

Für die Plastikteile und den Kupferlauf empfehle ich einen Kunststoffprimer, eine Schicht schwarz, dann Silber, dann anthrazit. Da ich das Ganze für die KFB gebaut habe und einen richtig schönen Endzeitlook erreichen wollte, habe ich außerdem großzügig „Easy Rost“ verwendet. Beim Modding sind der Kreativität aber natürlich keine Grenzen gesetzt.

 

3 Gedanken zu „Realistischste NERF gun! Bolt-Action Repetiergewehr Mosin Nagant Selbstbau Anleitung

  1. Hi, bin gerade selbst dabei einen K98 mit ner Sharpfire umzumodeln, wobei ich bei dem Line In Clip ehrlich gesagt grobe Bedenken habe, was die Leistung (Leistungsschwankungen) des Gewehres angeht. Habt ihr evtl. ein paar Angaben dazu? Außerdem scheint mir, dass das Löten des Ladehebels eher dazu führt, dass das Messing weicher und weniger belastbar wird, wie hat sich Eure Lösung bisher bewährt? Also auf lange Sicht?

    Gruß Vinz

    1. Hi Vinz!
      Was die Leistung angeht, ist der Inline Clip unproblematisch. Durch die Brass Breech und Federmod hast du auf jeden Fall einen starken Anstieg der Leistung. VORSICHT! Das geht schnell über die 0,5 J – Grenze. Dann bist du in Konflikt mit dem Waffengesetz und solltest dich unbedingt rechtlich rückversichern, z.B. mit einem Besuch beim Beschussamt. Rechtsberatung können wir natürlich nicht leisten, also alles auf eigene Gefahr 🙂
      Schwankungen habe ich, weil ich den „Verschluss“ noch nicht hundertprozentig umgesetzt habe, meine Engstelle vorn ist zu lang. Hier kommt aus wirklich auf Präzision an. Solange alles Luftdicht ist (VIEL wichtiger als Feder!) brauchst du hier keine Bedenken haben.

      Probleme mit dem Messing durch Löten habe ich nicht bekommen. Aber wenn es zu heiß wurde, was aufgrund der materialbedingten Wärmeleiteigenschaften schnell passiert, habe ich immer eine Pause eingelegt (das sind eben solche Details, die in der Anleitung unter „du kannst das alles halbwegs bedienen“ fallen und nicht extra Erwähnung finden). Bisher hält auf jeden Fall alles 😉

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